Aus aktuellem Anlaß...
Wie sooft nach einer Ausstellung finden sich meine Arbeiten ohne meine Erlaubnis
und
zum Teil ohne Nennung meines Namens im Netz veröffentlicht. Zu diesem
Thema habe ich in meinem Buch COMPENDIUM TEXTILKUNST 1 einen Artikel
geschrieben, der nachdenklich machen soll...
Miro meets Picasso 2099 von
Juliette Eckel
Gedanken über das Kopieren und Reproduzieren…
Immer
wieder wird nach Vorlagen bekannter
Künstler gearbeitet. Natürlich könnte man gegenüber solchen Arbeitsweisen den
Vorwurf des Plagiates erheben.
Hierbei sollte
jedoch nicht vergessen werden, dass die Diskussion über das Kopieren und
Reproduzieren so alt wie der Begriff Kunst selbst ist, denn seitdem es Kunst
gibt, werden Werke kopiert. Bis zur Erfindung der technischen Reproduktion
boten Kopien über Jahrhunderte die einzige Möglichkeit, Kunst zu propagieren.
So bestanden auch oftmals Sammlungen, wie z.B. die Sammlung antiker Kunst
Johann Wolfgang von Goethes aus Reproduktionen.
Viele der uns
bekannten Skulpturen der griechischen Antike sind nachempfundene Reproduktionen
aus der Römerzeit.
Bis der
Buchdruck erfunden wurde, war man bei der Vervielfältigung auf handschriftliche Abschriften alter Texte
angewiesen. Die hohe heutige
Wertschätzung gegenüber dem „Original“ ist eigentlich ein Produkt der
Renaissance. Erst in dieser Zeit wandelte sich das Bild des ausführenden
Handwerkers zugunsten des kreativen Künstlers.
Mit den ersten großen Kunstsammlungen
entstand auch zeitgleich der Beruf des „Kopisten“. Gerade für viele junge
Künstler bildete das Kopieren bekannter Werke oft die einzige Möglichkeit,
ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Als berühmtestes Beispiel der
Kunstfälschung gilt die Kopie eines
antiken Amor, die der junge Michelangelo Lorenzo de Medici als Original
verkaufte.
Die Urform des heutigen Urheberrechtes geht
auf Albrecht Dürer, der seinerzeit wie schon Luther vor den „Nachdruckern“
warnte und auf „Wert und Rang des Kunstwerks“ hinwies. Er verlangte dann auch
von Kaiser
Maximilian I. einen umfassenden rechtlichen Schutz seiner berühmten Signatur,
um sich vor Fälschern und vor allem vor
unautorisierten Kopisten zu schützen.
Obwohl die heutigen Gesetze zum Urheberrecht beispielsweise die Vervielfältigung zu
eigenem Gebrauch, die Entlehnungsfreiheit
z. B. bei Zitaten sowie die Gestattung der öffentlichen Wiedergabe im
Lehrbetrieb erlauben, möchte ich an dieser Stelle kurz auf dieses Thema
eingehen.
Traditionell hat das Patchwork über lange Zeit das genaue
Kopieren und Einhalten von Mustern propagiert, sogar gefordert. Beispielsweise sei an den Quilt „Dear Jane“
erinnert, der aus 169 unterschiedlichen
Blöcken, die jeweils 4,5 x 4,5 Inches (ca. 11,5x11,5 cm) groß sind, einen Rand aus insgesamt 52 Dreiecken in
Patchwork-Technik und 56 Dreiecken, aus
einem Stück Stoff geschnitten und die 4 Ecken bestehend aus Rauten, die auch in
Patchwork-Technik gearbeitet sein müssen, zu bestehen hat. Jane A. Stickle
beschloss 1863 diesen Quilt erstmals
aus insgesamt 5602 Teilen zu nähen und so wird er heute noch genau dem Muster entsprechend
nachgearbeitet.
Auch der freie Umgang mit fotografierten Arbeiten, der dazu führt, dass sich diese Arbeiten ohne Einverständnis der Künstler auf allen Internet-Portalen wiederfinden, führt seit Jahren dazu, dass Künstler nicht mehr erlauben, ihre Arbeiten zu fotografieren. Der daraus resultierende Frust der Besucher erstaunt immer wieder und zeigt, wie wenig die künstlerische Arbeit von Textilkünstlern gewürdigt wird und, dass hier ein intensiver Dialog notwendig ist.
J.Eckel
Siebdruck Collage mit Papier
Die Brücke
von Langlois 2008 von Juliette Eckel
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